Die Brandenburgische Boden in der Presse
„Dicke Brocken“ beschäftigen noch lange
FALKENBERG Über ein gefülltes Gewerbegebiet und Vorzeigeobjekt in Sachen Konversion, über das Fokus-Netzwerk und über anstehende Aufgaben.
Vorzeigeobjekt Gewerbegebiet Lönnewitz. Auf dem ehemaligen Russenflugplatz bei Falkenberg (Elbe-Elster) gelten inzwischen 100 Prozent der Flächen als vermarktet. Die Firma uesa montiert in den Hallen (Bildmitte) Transformatorenstationen, hat in einen 7,5 MW-Solarpark investiert und mit der alten Flugzeugwerft einen „dicken Brocken“ gestemmt. Längst nicht überall ist man bei der Konversion so erfolgreich.
Foto: uesa
Am 22. Juni wird im Gewerbegebiet Falkenberg/Lönnewitz die Auftaktveranstaltung zum landesweiten Konversionssommer 2017 stattfinden. Die RUNDSCHAU hat sich vorab mit Herold Quick, Bürgermeister in Falkenberg und zugleich auch Sprecher des Forums für Konversion und Stadtentwicklung (Fokus), getroffen.
Im Fragekatalog geht es um solche Themen wie Gewerbegebietsentwicklung, Konversion und die Fokus-Arbeit.
Herr Quick, sehen Sie es als eine Art Wertschätzung der geleisteten Arbeit, dass das Gewerbegebiet vor den Toren der Stadt, an dem auch die Nachbarstadt Mühlberg einen großen Anteil hat, mit der Auftaktveranstaltung des diesjährigen Konversionssommers in den Blickpunkt des Landes gerückt wird?
Quick: Auf jeden Fall. Ich bin sehr stolz, dass man unsere Arbeit derart wahrnimmt. Ich sehe darin vor allem aber auch eine Wertschätzung für das von Helmut Hoffmann gezeigte Engagement. Ohne ihn als Geschäftsführer der Uebigauer uesa GmbH wäre das Gewerbegebiet längst nicht das, was es heute ist. Er hat damals, als die ersten Schritte der Konversion auf diesem ehemaligen Russenflugplatz gegangen wurden, beherzt investiert. Und er hat jetzt noch einmal Mut bewiesen und den „dicken Brocken“ Flugzeugwerft angepackt.
Was hat es mit diesem „dicken Brocken“ auf sich?
Quick: Das war die letzte große Fläche, die im ausgewiesenen Gewerbegebiet noch nicht vermarktet war. Noch vor einem Jahr haben wir zäh darum gerungen, für sie eine Lösung zu finden. Ein „dicker Brocken“ war es vor allem deshalb, weil bei der weiteren Nutzung des ohnehin schon sehr maroden Gebäudes hohe Denkmalschutzauflagen zu berücksichtigen waren. Deshalb wollte da keiner ran. Es gab fast keine Zukunftsperspektive. Um so mehr freut es mich heute, dass sich dank der hervorragenden Zusammenarbeit auf allen Ebenen und mit allen darin involvierten Akteuren, insbeondere der Brandenburgische Boden Gesellschaft für Grundstücksverwaltung und -verwertung mbH, doch noch eine Perspektive aufgetan hat und wir nun sogar in dieser inzwischen neu hergerichteten Halle die Auftaktveranstaltung durchführen können. Schon jetzt geht mein herzlicher Dank an Helmut Hoffmann, sowohl für sein mutiges unternehmerisches Handeln als auch für seine großzügige Gastfreundschaft.
Die Nachnutzung der Werft hat aber noch einen anderen wichtigen Aspekt im Hinblick auf die Konversionsfläche des ehemaligen Russenflugplatzes …
Quick: Stimmt, mit der erfolgreichen Instandsetzung und zivilen Nachnutzung der Halle ist unser ausgewiesenes Gewerbegebiet so gut wie vollständig konvertiert, was aus meiner Sicht beispielhaft und richtungsweisend im Land Brandenburg ist. Wir haben hier gemeinsam mit der Stadt Mühlberg eine Konversionsfläche, mit der sich das Land sehen lassen kann. Die Bemühungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene haben zum Erfolg geführt.
Kein geradliniger Weg. An welche Tiefschläge erinnern Sie sich?
Quick: An die unzähligen Gespräche, die wir allein wegen der Werft geführt haben. Da war zum Beispiel von einem Verpackungswerk für Tee die Rede, oder auch von einem Unternehmen, das Hubschrauber und kleine Flugzeuge repariert. Das hat sich alles wieder zerschlagen. Oder man denke nur einmal ganz an die Anfangsjahre, als der Prozess der Konversion gerade gestartet war. Was sich da alles in Lönnewitz ansiedeln wollte. Da war ein Lkw-Bauer ganz intensiv im Gespräch. Es gab auch Überlegungen, den Flugplatz Holzdorf umzuverlegen. Nichts draus geworden. Letztlich haben mutige Unternehmer aus unserer Region den entscheidenden Schritt gewagt und sich angesiedelt.
Sie haben als Sprecher des Forums für Konversion und Stadtentwicklung (Fokus) den Blick auf Konversion im gesamten Land. Welchen Stand hat sie erreicht?
Quick: Sie ist gut vorangekommen. Rund 100 000 Hektar, die einst von der Westgruppe der Truppen der ehemaligen sowjetischen Streitkräfte (WGT) genutzt wurden, hat das Land Brandenburg 1994 vom Bund übernommen. Inzwischen sind weit mehr als 90 Prozent in eine zivile Nutzung überführt worden. Die Entwicklung ist also generell gut, aber es bleibt trotzdem noch viel zu tun. Sorgen bereiten insbesondere so große Liegenschaften wie rund um Jüterbog oder generell im Teltow-Fläming-Kreis. Da stehen noch Unmengen an Gebäuden rum, mit nicht besser werdender Bausubstanz und unter Denkmalschutz. Viele Areale sind stark munitionsbelastet oder mit anderen Altlasten belegt. Dafür findet sich mal nicht eben nebenbei eine Nachnutzung. Das sind weitere „dicke Brocken“, an denen wir sicher noch lange zu arbeiten haben.
Aber muss man denn die Freiflächen überhaupt weiter in Betracht ziehen. Kann man sie nicht einfach der Natur überlassen?
Quick: Mal abgesehen von den Ressourcen, die man damit vergeben würde — nein, das geht nicht, wie auch der aktuelle Brand in der Lieberoser Heide vor Augen führt. Von der alten Munition, die noch im Boden lagert, geht zu viel Gefahr aus. Sie jedoch zu beseitigen, wird Jahre dauern. Oder man denke mal nur an andere Altlasten wie zum Beispiel chemische Rückstände alter Wäschereien oder Tanklager. Die stellen bis heute und darüber hinaus eine Gefahr für das Trinkwasser in den jeweiligen Regionen dar. Also muss man da weiter ran. Aber das sind alles Mammutaufgaben, vor allem auch in finanzieller Hinsicht, die weiterhin viel Zeit brauchen werden.
Wie und wo kann das Forum für Konversion und Stadtentwicklung da „eingreifen“?
Quick: Das Forum wurde vor 20 Jahren vordringlich für kleinere Kommunen, die vor der großen Aufgabe Konversion standen, gegründet. Es ging darum, Kräfte zu bündeln, weil die Jahrhundertaufgabe Konversion nur gelingen kann, wenn die brandenburgischen Kommunen ihre Erfahrungen austauschen, ihre Ziele und Forderungen gemeinsam verfolgen bzw. gemeinsam vertreten. Man kann ein Problem einfach besser auf den Punkt bringen. Das ist auch heute noch die Hauptaufgabe des Netzwerkes. Zu Fokus gehören 19 brandenburgische Gemeinden sowie das Leibnizinstitut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner, welches die Arbeit von Fokus wissenschaftlich und fachlich begleitet. Im Sommer 2012 ist die Stiftung Naturlandschaften hinzugekommen.
Welche Rolle spielen im gesamten Prozess die jährlich stattfindenden Veranstaltungsreihen im Rahmen des Konversionssommers?
Quick: Nicht nur Fokus feiert sein 20-jähriges Bestehen, auch der Konversionssommer, der übrigens erneut vom Land finanziell unterstützt wird und dessen Schirmherr der Wirtschaftsminister Albrecht Gerber ist. Der Konversionssommer ist wichtig, weil er einerseits hilft, Kräfte für die Aufgabe der Konversion zu bündeln und speziell bei den Fachveranstaltungen eine hervorragende Plattform zum Erfahrungsaustausch von Experten, betroffenen und interessierten Bürgern bietet sowie politische Lobbyarbeit leistet. Andererseits können wir bei öffentlichen Veranstaltungen das Thema Konversion vielen Menschen nahebringen und im politischen Raum Verbündete für anstehende Konversionsaufgaben gewinnen.
Wie nimmt die Öffentlichkeit daran Anteil?
Quick: In sehr großer Form. Nicht nur unser Flugplatzfest in Lönnewitz ist ein gefragter Termin, auch andere Einladungen dieser Art im gesamten Land locken auch heute noch viele Interessierte an. die Menschen wollen sehen, was auf den vormals militärisch genutzten Flächen entsteht. Das ist sehr unterschiedlich, zum Beispiel Gründer- und Technologiezentren, Kitas, Schulen, Erholungsgebiete oder auch ganze Wohngebiete.
Was ist 2017 geplant?
Quick: Der 20. Konversionssommer informiert in bewährter Form über Erfolge und anstehende Herausforderungen. Darin werden die Themen Stadt-, Regional- und Landesentwicklung, Wirtschaft, Tourismus, erneuerbare Energien, Landschafts- und Naturschutz sowie Denkmalschutz aufgegriffen. Neben sechs Fachveranstaltungen sind neun Publikumsveranstaltungen und weitere Angebote wie Führungen, Ausflüge und Ausstellungen geplant. Vom 24. bis 25. Juni wird übrigens auch wieder das Flugplatzfest in Falkenberg gefeiert. Über Jahre ist der Fliegerclub „Die Falken“ hier ein bewährter Partner. Er lädt auch in diesem Jahr wieder ein.
Betrachtet man den Stand der Konversion der WGT-Flächen im Land, stellt sich die Frage, ob Konversion in Zukunft nicht mehr so eine große Rolle spielen wird?
Quick: Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich sprach ja bereits von den Problemen mit den „dicken Brocken“. Und dann kommt aus meiner Sicht noch ein ganz anderer Aspekt hinzu: Es geht nicht mehr nur um die Nachnutzung ehemaliger militärischer WGT-Liegenschaften. Man denke nur an die aufgegebenen Bundeswehrstandorte und an die Flächen, von denen sich die Amerikaner zurückziehen. Und wer sagt denn, dass Konversion nur was mit militärischen Hinterlassenschaften zu tun hat. Konversion ist auch eine Aufgabe für viele zivile Objekte und Areale.
Und wie sieht es mit der Finanzierung dieser Aufgabe aus?
Quick: Die Länder sind allein finanziell überfordert. Da muss der Bund mit in die Pflicht genommen werden. Immerhin gibt es jetzt auf dieser Ebene ein Konversionsprogramm. Das ist bisher aber nur für Kampfmittelberäumung aufgelegt. Aber vielleicht ändert sich das in der Perspektive ja noch.
Mit Herold Quick sprach Sylvia Kunze.
Zum Thema:
Konversion bezeichnet die Umnutzung von Gebäuden oder Flächen und wurde nach dem Abzug der sowjetischen Truppen eine Mammutaufgabe im Land Brandenburg, die bis heute viele Kräfte bindet. Sie soll regionale Strukturnachteile abfedern, die sich durch die Umnutzung der ehemals militärisch genutzten Liegenschaften ergeben, und neue Impulse für eine zukunftsorientierte Entwicklung des Landes schaffen. Brandenburg hat durch Konversion im erheblichen Umfang Flächen aufgewertet. Dies war möglich, weil Mittel der Europäischen Union (EU), des Landes, des Bundes und der Kommunen koordiniert eingesetzt worden sind.Alljährlich findet in Brandenburg eine Veranstaltungsreihe „Konversionssommer“ statt, die über Erfolge, Aufgaben und Probleme der Umnutzung berichtet.Herold Quick ist seit 2002 Bürgermeister der Stadt Falkenberg und seit 2010 Fokus-Sprecher.Kennen auch Sie Persönlichkeiten, die etwas zu sagen haben?Lausitzer Rundschau,Straße der Jugend 54,03050 Cottbus;redaktion@lr-online.de
Zum Thema:
Die Konversionsfläche „Flugplatz Lönnewitz“, die sich die Städte Mühlberg und Falkenberg teilen, stellt sich am 22. Juni in der Auftaktversammlung zum Konversionssommer 2017 einem eingeladenen Besucherkreis vor. Beim Flugplatzfest am 24. und 25. Juni ist dann die breite Öffentlichkeit herzlich eingeladen. Aktuell sind vor Ort fünf Betriebe mit etwa 85 Beschäftigten angesiedelt. Mit Aufnahme der Produktion in der alten Werft Tendenz weiter steigend.Im Elbe-Elster-Kreis gibt es darüber hinaus Konversionsflächen in Hohenleipisch, Finsterwalde-Schacksdorf, Finsterwalde und Kleinbahren, Schlieben und Doberlug-Kirchhain.
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